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AutorenbildAisen

Die Suche nach dem richtigen Dauerlicht - Etwas Theorie

Aktualisiert: 7. Nov.

Das Fotografieren von Kleintheatern in Lokalitäten wie Mühlen, Scheunen und Bibliotheken ist eine interessante Aufgabe, es sind alles Orte mit vermutlich grauenhafter Ausleuchtung mittels Energiespar- oder Fluoreszenzlampen, engen Platzverhältnissen und dementsprechender Herausforderungen.


Das Blitzen beim Fotografieren bei Theateraufführungen oder Konzerten geht genauso wenig wie ein hörbarer Lüfter die Stille stören darf. Also ist die naheliegende Lösung, ich bringe das Dauerlicht gleich mit.

Da ich weder Veranstaltungstechniker bin noch ein Vermögen an Beleuchtungs-technik ausgeben will, möchte ich nachfolgend die für mich stimmigste Lösung aufzeigen. In diesem ersten Teil werde ich kurz auf ein paar theoretische Punkte bei der Ausleuchtung eingehen und im >zweiten Teil< dann auf die Wahl des Equipments.



Leitfaden Beleuchtung - Eine kleine Einführung

Bei der Beleuchtung ist es wie bei den Proben zu einem Theaterstück, es ist nie fehlerfrei. Erfolg besteht nicht darin, keine Fehler zu machen, sondern darin, aus den Fehlern zu lernen.


Das Licht ist bei der Fotografie, beim Film oder eben auch im Theater ein wichtiges Gestaltungsmittel. Bei Letzterem steuert das Licht neben den Emotionen auch zum Beispiel den Geräuschpegel im Zuschauerraum. So wird es ruhig im Saal, wenn zu Beginn des Stückes das Licht im Saal herunter und auf der Bühne hochgefahren wird.


Doch was, wenn nicht eine professionelle Bühne mit Traversen, PAR-Scheinwerfern, Moving Heads und Steuerpulten ausgerüstet, sondern es ein Schul- oder Amateurtheater normaler Stall oder Biblothek mit Energie-sparlampen oder Fluoreszenzlampen ist?


Hier kann mit geringen Mitteln viel Wirkung erzielt werden. Im Idealfall holt das Licht die Dreidimensionalität des Raumes auf der Bühne hervor, bringt die Farben der Kostüme und des Bühnenlichtes zur Geltung.



Aufgaben Bühnenbeleuchtung

Eine Bühnenbeleuchtung hat folgende Punkte zu erfüllen:

1. Etwas sichtbar machen oder eben auch etwas verstecken. Die Gesichter der Darsteller mit ihrer Mimik soll gut zu sehen sein. Die Darsteller sollen nicht im Dunkel stehen.


2. Räume erschaffen und Objekte hervorheben. Durch Ausleuchten von Zonen kann man Räume erschaffen und Tiefe erzeugen. Durch Anleuchten eines Objektes oder eines Darstellers kann der Blick gezielt dahin gelenkt werden. Durch seitliches Anstrahlen kann ich Strukturen sichtbar machen oder durch Licht von oben verschwinden lassen.


3. Atmosphäre erzeugen. Eine griechische Insel zur Mittagszeit muss hell erleuchtet sein, während ein Friedhof zur Mitternacht im Dunkeln sein muss. Auch kann durch Licht von unten ein Darsteller dramatisch und unwirklich erscheinen, während das Licht von oben als normal empfunden wird.



Farbtemperatur, Farbwiedergabeindex

Als Fotograf, Filmer wie auch Theaterbeleuchter sollte man die Parameter des eingesetzten Lichtes kennen. Hier ein Artikel zu "Lichtspektrum und -farbe".



Bei der Bühnenbeleuchtung, soll nicht gerade die Mittagszeit dargestellt werden, sind Scheinwerfer mit Farbtemperaturen von 2800 bis 3200 Kelvin üblich.

Im Amateurbereich waren früher Halogenscheinwerfer mit 150 bis 1000 Watt im Einsatz und vor allem günstig im Baumarkt zu besorgen, so sind heute LED-Scheinwerfer wesentlich sinnvoller, da sie nicht mehr so viel Hitze entwickeln. Halogenlampen haben einen sehr guten Farbwiedergabeindex von über 90.


Ein 60 Watt LED-Spot entspricht einer alten 600-Watt-Halogenleuchte. Bei der Halogenleuchte war man sicher, dass der Schattenwurf natürlich war, bei den heutigen LED-Spots ist darauf zu achten, dass der Schatten sich nicht in mehrere Einzelschatten aufteilt.


Die Qualität der Lichtfarbe wird mit dem CRI Ra-Wert angegeben (Farbwiedergabeindex). So hat ein Spot mit "CRI Ra 85%" das Spektrum des Sonnenlichtes nur zu 85%.


Bei Fluoreszenzröhren steht der Wert 8400 für einen CRI Ra Wert von 80-89% und einer Lichtfarbe von 4000 Kelvin, demnach 9300 für CRI Ra 90-99% und 3000 Kelvin.


Für Wohnräume sollte der Farbwiedergabeindex grösser 80% sein, für Theaterbeleuchtung, Filmen und Fotografie ist über 90% anzustreben.



Lichtkonzept

Als Erstes, wenn eine Bühne zu erhellen ist, sollte vor Ort das bestehende Licht sowie die Platzverhältnisse aufgenommen werden.

Anhand des Raumes und des bestehenden Lichtes erstelle ich eine Skizze und zeichne die nachfolgenden Lichtquellen ein.


Grundlicht

Als erstes ist das Grundlicht zu planen, dies noch losgelöst von den späteren Lichtszenen. Die Bühne wird dazu in Zonen eingeteilt (Amateurbühne kann auch eine Zone sein). Es soll harmonisch und breitstreuend sein und sich doch auf eine Zone begrenzen, die nächste Zone wird durch den nächsten Scheinwerfer ausgeleuchtet. Eine Zone wird normalerweise 3 bis 4 Meter Durchmesser haben, was in etwa dem Aktionsradius eines Darstellers entspricht.





Das Grundlicht sollte von oben wenn möglich mit 45 Grad auftreffen. Bei einem Scheinwerfer pro Zone möglichst frontal bis leicht von der Seite kommend. Bei Zwei Schweinwerfern pro Zone sind diese links und rechts der Bühne zu positionieren und bei mehreren Zonen und Scheinwerfern pro Zone wird es eine Traverse brauchen.



Bei einer kleinen Bühne braucht es pro Darsteller mindestens einen Scheinwerfer mit 45 bis 55 Grad Abstrahlwinkel (weiter weg=engerer Winkel=mehr Scheinwerfer und Zonen).

In meinem Fall wird eine Person auf der Bühne stehen und agiert auf einer Fläche von maximal 2 bis 3 Metern Durchmesser. Es soll ja auch einfach und transportabel gehalten werden, da wird das Grundlicht wohl so aussehen. Idealerweise wäre der Schweinwerfer frontaler, nur wäre er den Zuschauern dann im Sichtfeld.



Da nur Lichtstative und ein "normaler" Innenraum mit wenig Raumhöhe zu Verfügung steht, werden die 45° von oben schwer einzuhalten sein.




Nicht ideal da der Schatten der Person auf die Wand dahinter fallen wird, aber in der Kürze und mit wenig Aufwand zu realisieren. Mit nur dem Grundlicht als Beleuchtung wird die Szenerie allerdings flach und langweilig. Abhilfe schafft hier:


Seitenlicht

Als Zweites bringt Seitenlicht auf 45° von oben bis Kopfhöhe Plastizität ins Bild. Durch die seitliche Anordnung kann auch starker Schattenwurf vermieden werden, wenn seitlich nicht gerade eine Wand sichtbar ist sondern diese durch Stoff oder Kulisse abgedeckt ist (Gassenlicht, Höhe etwa Mitte Körper).


Gegenlicht und Hintergrund

Als Drittes setzt Gegenlicht den Darsteller oder Musiker vom Hintergrund ab und es wird eine räumliche Tiefe erzeugt. Beim Filmen von Interviews kann so die Schulterpartie oder Silhouette herausgearbeitet werden.


Es muss aber darauf geachtet werden, dass der Zuschauer nicht geblendet wird. Bei kleinen Bühnen und beschränktem Platz kann dies auch mittels Backlight erzeugt werden.

Dazu hellt ein oder mehrere Schweinwerfer den Hintergrund auf, so dass dieser als grosse Leuchte in Erscheinung tritt. Das Backlight kann auch als Viertes Element zusätzlich zum Gegenlicht eingesetzt werden.



Wieviel Lichtleistung braucht es

Watt

Bei der Suche nach Leuchten wird man automatisch den Begriffen Watt, Lux und Lumen begegnen. Watt ist die Leistung einer Lampe, welche sie in Licht und Wärme umwandelt. Glüh- und Halogenlampen sind Temperaturstrahler, weil sie neben dem Licht Infrarotstrahlung, also Wärme, erzeugen. Bei der alten E27-Glühlampe wird nur maximal 5% der eingesetzten Energie in Licht umgesetzt, bei einer LED ist dies immerhin bis 40% (Halogen 12%, FL 25%).


Lumen

Lumen (lm) ist die Einheit für den Lichtstrom. Dieser gibt an, wieviel Licht in alle Richtungen abgestrahlt wird.

Für 2000 Lumen braucht es eine 200 Watt Glühbirne (10 lm/W), 100 Watt Halogenlampe (20 lm/W) oder eine 20 Watt LED (60lm/W bis 170lm/W).


Lux

Die Beleuchtungsstärke Lux (lx) bezeichnet das Licht, welches auf einer Fläche ankommt. Ein Scheinwerfer bündelt mittels Reflektor den ausgestrahlten Lichtstrom und wirft ihn auf eine Bühne. Nun gibt es Normen welche für Räume und ihre Nutzung die Beleuchtungsstärke vorgeben. So soll ein Büro um die 500 Lux haben, Verkaufsräume Einzelhandel etwa 300 Lux und ein Parkplatz 10 Lux. Die Berechnung ist


Beleuchtungsstärke [lx] = Lichtstrom [lm] /Fläche[m2]



Wenn nun ein 150 Watt Halogen-Theater-Scheinwerfer mit einem 36° Reflektor 5 Meter von der Bühne weg ist, so ist die Beleuchtungsstärke


2355 lm / 8.25 m2 = 285 lx


Der Hersteller Godox gibt für sein 60 Watt Videolicht keinen Lichtstrom sondern die Beleuchtungsstärke von 10'800 Lux in einem Meter an, was eigentlich sinnbefreit ist, da der Reflektor hier einen grossen Einfluss hat und dieser nicht mit angegeben ist.


Die Beleuchtungsstärke für diesen Godox umgerechnet mit der Annahme, das der Reflektor 50° hat, wäre es ein Lichtstrom von 8'500lm.

Die Konkurrenz von Godox gibt für ihre 60W-Scheinwerfer 160lm/W an, dann wären dies für den ML60 und UL60 9'600 Lumen, die berechneten 8'500 scheinen richtig zu sein.


Auf einer 5 Meter entfernten Bühne könnte ein solcher 60W LED-Scheinwerfer mit 60° Reflektor also 8'500lm / 26 m2 = 326 lx bringen.


Aber Achtung: Eine LED hat bei 6500 Kelvin den besseren Wirkungsgrad wie bei 2700 Kelvin, dies kann locker 20% ausmachen und anstelle 326 Lux bei 6500K sind es dann noch 260 Lux. Auch mit dem Alter wird die Leistung abnehmen und eine Leuchte mit 25'000 Betriebsstunden wird noch 80 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung erreichen.


Ob und wie das Ganze in der Praxis aussieht und so aufgeht wie oben beschrieben ist >hier< nachzulesen.



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