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Ein Generationenvergleich - Canon RF 85 F2 vs Asahi Pentax Takumar 1.8/85

Das 2020 erschienene Canon RF 85mm F2 Macro IS STM im Vergleich zum 1972er Pentax Asahi Super Multi Coated Takumar 1.8/85mm.



Warum der Vergleich? Weil ich grad Lust dazu hatte. Und weil ich seit wenigen Tagen das RF 85 F/2 habe und gerade die EOS R so einstelle, dass sie mit den alten manuellen Objektiven klar kommt.


Der nachfolgende Text soll die beiden Objektive an der Canon EOS R5 und Canon EOS R zeigen. Es ist kein Testbericht oder Review, sondern es soll den Fingerabdruck der Objektive zeigen, den sie an dem Licht hinterlassen, welches durch sie hindurch geht. Auf Portraits verzichte ich, diejenigen welche mir in dieser Zeit vor die Linse gelaufen sind habe ich nicht gefragt, ob sie sich im Internet finden wollen. Nur soviel vorneweg, beide Objektive sind perfekt dazu geeignet.


Pentax Asahi Super Multi Coated Takumar 1.8/85mm

Ein Muss für jeden Objektivhersteller ist es, ein gutes und lichtstarkes 85mm als Portraitobjektiv im Angebot zu haben. Bereits 1938 brachte Carl Zeiss sein >Biotar 1.5/75mm< auf den Markt, extrem lichtstark aber nicht unbedingt Offenblendtauglich.



Damals rechneten noch nicht Computer über Nacht das optimale Design aus, sondern Designer schauten voneinander die besten Designs ab und entwickelten diese weiter. Pentax Asahi nahm das Zeiss Sonnar 2/85 als Grundlag für sein 1953 herausgebrachtes >Takumar 1.9/83mm< mit M37 Gewinde.



Zwischen 1960 und 1971 änderte der optische Aufbau leicht bis 1972 das Super-Multi-Coated Takumar 1.8/85mm erschien. Das Objektiv soll leistungsmässig auf Augenhöhe mit dem Canon FD 1.8/85 sein. Es wurde bis 75 in einer Auflage von 127-Tausend Exemplaren gebaut. 1975 erhielt das Objektiv das K-Bajonett. Nach der Meinung von Vielen ist es eines wenn nicht gar das beste Objektiv in der Asahi Pentax-Produktlinie. Farbwiedergabe, Schärfe und Bokeh sind einfach ausgezeichnet.





Canon RF 85mm F2 Macro IS STM

Es muss nicht immer ein L-Objektiv sein. Nach dem Canon RF 85mm 1.2 L und 85mm 1.2 DS L ist dies bereits das Dritte 85er für das RF-Bajonett. Mit maximal 700 Franken kostet das Nicht-L-Objektiv ein Bruchteil seiner lichtstarken Brüder. Leider ist die Sonnenblende ein Extra welches nicht mitgeliefert wurde.



Bedienung

Die manuelle Fokussierung des RF 85 geschieht mittels "focus-by-wire", man mag es oder eben nicht. Das Objektiv ist auch nicht wetterfest, wobei ich bisher noch nie Probleme damit hatte auch bei Nieselregen oder Schneefall ein Foto zu schiessen. Auf den Steuerungsring habe ich die Blende gelegt. Der Steuerungsring klickt beim Drehen. Der Tubus fährt beim Fokussieren aus, der Filterring dreht jedoch nicht mit.


Das Takumar 85 ist komplett aus Metall und Glas, es ist kein Plastik an dem Teil zu finden. Gegenüber dem RF 85 wirkt es richtig klein. Die Sonnenblende wurde damals nicht mit dem Objektiv mitgeliefert und musste separat gekauft werden, sie sind daher schwierig zu finden. Der Blendenring rastet in halben Stufen. Auch dieses Objektiv ist nicht wetterfest. Der Tubus fährt beim Fokussieren aus, der Filterring dreht jedoch nicht mit.


Die Canon EOS R habe ich so eingestellt, dass sie sich gut eignet für die manuellen Objektive. Der Bildstil steht auf monochrom, das Peaking ist eingeschalten und die Farbe ist auf gelb mit hoher Empfindlichkeit.


Leider kann ich bei den Canon EOS R's und alten manuellen Objektiven die Lupe nicht wie bei der A7R2 auf dem Monitor verschieben bevor ich reinzoome. Im gezoomten Zustand die Stelle zu finden, auf die ich Scharfstellen will, ist etwas mühsam und zeitraubend.


Schärfe, Offenblende, CAs und Bokeh

Hier ein Bild mit dunklem Objekt vor hellem Hintergrund. Viele der alten Objektive zeigen hier bei Offenblende einen extremen violetten Saum an den hell/dunkel-Kanten.

Links RF 85, rechts Tak 85 - CA nicht korrigiert

Naja, hier hab ich noch mit der R und der Lupe gehadert, darum ist mir die unterschiedliche ISO-Zahl nicht aufgefallen. Generell sind Farbfehler bei beiden Objektiven keine grosse Sache und nicht störend.


Das Canon RF 85mm an der R5 ist der Weissabgleich generell etwa 1000 Kelvin höher, das Takumar eher etwas kälter. Gerade in Innenräumen muss ich die Canon-Bilder eher zurück nehmen.

Das Bokeh bei Offenblende ist erstaunlich ähnlich wenn nicht gleich bei den beiden Objektiven.


Ausschnitt Schärfe Tak 85
Ausschnitt Schärfe RF 85

Wenn man reinzoomt, ist das Takumar bei Offenblende etwas weich und Abblenden auf 2.8 steigert die Schärfe, wobei die Offenblende bereits sehr gut ist. Das RF ist bereits bei Offenblende Scharf und abblenden bringt in den Ecken des Objektives eine leichte Verbesserung.

Tak bei f/1.8

RF 85 bei f/2.0

Als Hinweis, ich habe den Schärferegler der Software bei allen Bildern nicht bewegt und ihn auf der 0-Stellung im Capture One belassen.

Hier noch Ausschnitte aus obigen Bildern. Das RF ist "Haarscharf" bei Offenblende, das Bild mit dem Takumar hat aber auch keinen Bildstabi zur Seite und 1/3-weniger Auflösung:

Ausschnitt Tak 85
Ausschnitt RF

Blendensterne

Dies ist bei einer Portraitlinse keine Eigenschaft welche für mich sehr wichtig ist, fotografiere ich doch vor allem zwischen Offenblende und 2.8. Aus dem Grund habe ich nicht expliziet danach gesucht. Da das Takumar nur 8 Lamellen hat, sind Sterne mit 8 Strahlen zu erwarten. Das RF 85 hat deren 9 und es sind daher Sternen mit 18 Strahlen zu erwarten.

Tak 85 bei f/8
RF 85 bei f/8

Flares&Ghosts


Tak 85 bei f/1.8
RF 85 bei f/2
RF 85 bei f/4

Beide Objektive zeigen keine Flares und keine Ghosts und sind sehr gut optimiert, zumindest vom Takumar mit seinen 48 Jahren wäre dies so nicht zu erwarten gewesen.


Das Takumar bringt weniger Kontrastumfang auf den Sensor, es komprimiert die Dynamik und kühlt die Farben, sprich man kann es auch an einer Kamera wie einer EOS R gut verwenden und am PC die 14-bit RAW in die 8-Bit JPG gut "einpassen" und der Rotkanal wird bei Kerzenlicht nicht so überstrapaziert. Dies war natürlich gerade in analogen Zeiten erwünscht. Das RF ist kontrastreich, überstrahlungsresistent, zeigt gute Farben und dies obwohl es kein L ist.


Fazit

Aber eigentlich hat sich in den letzten 48 Jahren nicht viel bewegt, oder?

Oder umgekehrt das 85er Tak ist verdammt gut bei 2/3 Gewicht obwohl komplett aus Metall. Der Bildlook ist meiner Ansicht ähnlich zwischen dem RF und dem Tak, somit ist der Vergleich nicht soweit hergeholt wie ich am Anfang gedacht habe.

Die Naheinstellgrenze des Takumar ist mit 85cm nicht schlecht, das Canon aber mit seinen 35cm natürlich um Welten besser. Der Fortschritt in dieser Hinsicht entspricht also etwa ein Zentimeter pro Jahr.

Mit dem RF 85mm F2 IS STM Macro macht man nichts falsch, obwohl es kein L-Objektiv ist.






TECHNISCHE DATEN DER VERWENDETEN OBJEKTIVE:



Pentax Asahi Super-Multi-Coated Takumar 85/1.8

Baujahr ca. 1972

Konstruktion: 6 Elemente in 6 Gruppen

Blendenlamellen: 8

Blendenbereich: f/1.8 bis f/16

Distanzskala: 0.85m (2.75 ft.) bis unendlich

Gewicht: 340g

Abmessungen: D 65mm, L 57mm, Filter 58mm


Canon RF 85mm F2 MACRO IS STM

Baujahr 2020

Konstruktion: 12 Elemente in 11 Gruppen

Blendenlamellen: 9

Blendenbereich: f/2 bis f/29

Naheinstellgrenze: 0.35m

Distanzskala: 0.35m bis unendlich

Gewicht: 500g

Abmessungen: D 78mm, L 90.5mm, Filter 67mm


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