Ein Veteran im Einsatz. Seit 2007 begleitet mich das Canon EF 300mm f/2.8L IS USM, welches 1999 zusammen mit den beiden Super-Teles EF 400 f/2.8 L IS und 500 f/4 L IS auf den Markt kam.
2011 ist die neue Version des 300ers rausgekommen, aber mit "nur" 200g Gewichtsersparnis, einer um 50cm verbesserten Naheinstellgrenze, ein etwas besserer Bildstabilisator, bessere Konvertertauglichkeit sowie ein schnellerer Autofokus waren für mich bei meinen Motiven kein Anreiz, auf die Mark II Version zu wechseln.
Würde ich das Objektiv viel im abgeblendetem Zustand verwenden, so wäre die Anzahl der Blendenlamellen welche mich eher interessieren würden. Im neuen Objektiv hat es 9 anstelle der 8 wie im Alten. Auch soll bei dem neuen Objektiv die Gegenlichtempfindlichkeit verbessert worden sein, wobei ich selbst im Theater bei vollem Gegenlicht nie Probleme hatte.
Hier eine Zusammenstellung der Superteles von Canon mit Modell, Baujahr, Abmessungen ohne GeLi, Gewicht und Naheinstellgrenze:
Canon EF 200mm f/1.8 L USM 1988-2003 130x208mm 3.01kg 2.5m
Canon EF 200mm f/2L IS USM 2008-heute 128 x 208mm 2.52kg 1.9m
Canon EF 300mm f/2.8L IS USM 1999-2011 128 x 252mm 2.55kg 2.5m
Canon EF 300mm f/2.8L IS II USM 2011-heute 128x248mm 2.34kg 2.0m
Canon EF 400mm f/2.8L IS USM 1999-2011 163 x 349mm 5.37kg 3.0m
Canon EF 400mm f/2.8L IS II USM 2011-2018 163 x 343mm 3.85kg 2.7m
Canon EF 400mm f/2.8L IS III USM 2018-heute 163 x 349mm 2.84kg 2.5m
Canon EF 400mm f/4 DO IS USM 2001-2014 128 x 233mm 1.94kg 3.5m
Canon EF 400mm f/4 DO IS II USM 2014-heute 128 x 233mm 2.1kg 3.3m
Canon EF 500mm f/4L IS USM 1999-2011 146 x 387mm 3.87kg 4.5m
Canon EF 500mm f/4L IS II USM 2011-heute 146 x 383mm 3.19kg 3.7m
Canon EF 600mm f/4L IS USM 1999-2011 168 x 456mm 5.36kg 5.5m
Canon EF 600mm f/4L IS II USM 2011-2018 168 x 448mm 3.92kg 4.5m
Canon EF 600mm f/4L IS III USM 2018-heute 168 x 448mm 3.05kg 4.2m
Canon EF 800mm f/5.6L IS USM 2008-heute 162 x 461mm 4.50kg 6.0m
Das 300er gilt als extrem scharf selbst bei Offenblende, die Farben und Kontraste sind Top und das Bokeh ein Traum. Ehrlich gesagt habe ich habe das Objektiv auch selten abgeblendet verwendet. Das Objektiv stellt das Subjekt sehr schön frei und das Bokeh im Vorder- wie auch Hintergrund ist wunderbar cremig (sanft verschwommen) und die Unschärfekreise haben keinen scharfen Rand. Wie häufig bei Objektiven mit einem tollen Unschärfeverlauf ist die Kehrseite davon, dass chromatischer Aberration auftritt. Bei den Vergleichen mit dem 400mm Do mkII weiter unten sind diese an den weissen Stoffen bei 66% Vergrösserung bei Offenblende und 1.4TC leicht auszumachen.
Bei Gegenlicht während dem Sonnenaufgang in der Landschaft neigt das Objektiv schnell zum Überstrahlen, wobei im Theater mit punktuellen Quellen wie Scheinwerfern gab es bisher keine Probleme. Allerdings "leben" die Bilder auch durch solche Unzulänglichkeiten und werden beseelt, viel eher wie bei einem Objektiv modernster Bauart und Glasvergütung ohne diese Einschränkungen. Flares waren bisher kein Problem.
Der Bildstabilisator des Objektives erkennt die Verwendung eines Statives und kann angeschaltet bleiben und so den Spiegelschlag, Verschluss und die Stativvibrationen zu reduzieren. Allerdings braucht es ein geeignetes Stativ damit die Konstruktion nicht das Übergewicht mit dem Objektiv bekommt. Ohne Stativ kann ich in der Regel 1/125s und gar 1/80s wie auf nachfolgendem Bild per Freihand noch gut halten.
Wobei ich beim 300er die Stativschelle demontiert habe um besser Freihand zu fotografieren (beim 400mm DO mkII ist sie nicht mehr demontierbar). Der Bildstabilisator im alten 300er ist merklich lauter wie die neuen im 400er DO mk II und im 600er mkIII.
Die 300mm sind zu wenig Brennweite für Tierfotografie und für Hochzeiten und Anlässe ist es in der Regel etwas zu weit, schwer und gross. Die 300mm Brennweite ist weder Fisch noch Vogel. Im Fussballstadion war das 300er an der Canon 1D Mark4 mit ihrem 1.3-Cropfaktor ideal um die Aktionen zwischen Mittellinie und Strafraum aufzunehmen. An einer Vollformatkamera müsste es schon ein 400mm Objektiv sein. Die superschnelle und sehr genaue Fokussierung zeichnen das Objektiv aus, selbst heute 21 Jahre nach seiner Einführung. Die Trefferquote im Servo-Modus ist sehr hoch und meist bin ich derjenige, welcher Schuld an einem unscharfen Bild ist. Ein 3-Positionen-Fokusbegrenzerschalter ermöglicht es, die AF-Bewegungen auf einen bestimmten Entfernungsbereich zu beschränken und dadurch die Scharfstellzeiten zu verbessern. Das Objektiv hat auch eine Fokusvoreinstellungsfunktion. Beide Funktionen sind gerade im Sportstadion oder bei Tieraufnahmen viel genutzte Eigenschaften.
Das 300er f/2.8 L IS verwende ich auch gerne in der Theaterfotografie, gerade bei grossen und modernen Bühnen. Die Komprimierung der Perspektive durch die Tele-Wirkung und das hervorragende Bokeh sorgen für schöne Portraits.
Das 300er 2.8 ist besser über eine längere Zeit an einer Hauptprobe im Theater frei Hand zu halten wie das Canon EF 200 1.8 L USM. Dieses ist ein halbes Kilo schwerer wie das 300er, aber wesentlich kürzer, und mein Arm ist so in einer unbequemen Lage um es lange halten zu können.
In der Landschaftsfotografie setze ich häufig ein 300-mm-Objektiv ein, jedoch blende ich dort üblicherweise auf Blende 8 ab. Aus diesem Grund brauche ich bei dieser Gelegenheit kein Objektiv mit Blende 2.8 und 2.5kg mitschleppen und das EF 70-300 f/4-5.6 L IS USM reicht dafür völlig aus.
Bei allen Einsätzen ist die mitgelieferte lederähnliche Linsenabdeckung (Elefantenfuss) sehr mühsam zu benutzen und ich habe einen Deckel von Novoflex dazu gekauft, welcher schnell drauf und wieder herunter ist.
Die 300 f / 2.8 IS bietet mit dem Canon EF 1.4x und dem Canon EF 2x Extender eine gute Leistung, wobei das Objektiv nicht ganz an die moderneren Super-Teles herankommt. Die Geschwindigkeit des Autofokus mit dem 2xTC wird schon sehr langsam und die optischen Fehler werden verstärkt.
Auch der 1.4xTC tut der Schärfe in den Ecken keinen Gefallen, wobei das Objektiv mit beiden Extendern noch sehr gut brauchbar ist. Hier ein Beispiel aus einem Konzert von Bruce Springsteen:
Da ich nicht zwei der schweren und grossen Objektive gleichzeitig im Rucksack transportieren kann, muss der Balkon meines Nachbarn herhalten. Da dort ein verchromtes Gestell steht sollte gleich allfällige CAs auffallen. Hier ein Vergleich mit 300mm f/2.8 L IS und 400mm f/4 DO mkII :
Auswahl an Beispielbildern:
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