Stefan Raaflaub spielt im Le Théâtre in Kriens den Kenickie Preston. In der Rolle ist er der zweiten Mann in der Burger-Palace-Boys-Gang hinter Danny und ist dabei ungehobelt und ganz Macho. Das folgende Interview entstand während den Proben.
Ein Daniel Raaflaub spielt bei Space Dream. So häufig ist der Name in der Schweiz nicht, ist er mit dir verwandt?
Ja, dies ist mein Zwillingsbruder. Wir gleichen uns auf Haar.
Wie kommt es, dass ihr beide in Musicals spielt?
Wir sind mit klassischer Musik aufgewachsen. Unser Vater war Dirigent. Wir haben etwas gesucht, was Bewegung, Musik und Schauspiel kombiniert und da war Musical-Darsteller genau das Richtige. Als wir den Musicalwunsch geäussert haben, haben unsere Eltern zuerst schon etwas schwer geschluckt, aber sie haben uns beide fest bei der Umsetzung unterstützt.
Du hast in Basel bei der Band «The Glue» bis 1998 gespielt. Was kam danach?
Mein Bruder und ich haben lange Zeit in der Knabenkantorei Basel mitgemacht. Dort war auch unser Vater bis 2007 Dirigent. Während dieser Zeit haben wir Glue gegründet. Ein paar Jahre darauf wurde uns das Engagement bei «The Glue» zuviel und wir stiegen aus ... (Kurze Pause) ... blöderweise. Danach fingen wir mit dem Geographiestudium an, welches sehr spannend für den Kopf war, aber nicht unserem innersten Wunsch entsprach. Nach Abschluss des Studiums folgten wir dann unserem Herzen und starteten eine Musicalausbildung. Ich ging nach Hamburg in die Joop van den Ende Academy und Daniel ging nach Wien in die Universität für Musik und darstellende Kunst. Beide sind wir zur selben Zeit fertig geworden und stehen nun beide auf der Bühne.
Warum bist du nach Hamburg und nicht eben Wien oder New York?
Wir beide hätten nach New York gehen können, aber die Kosten wären massiv höher und die Ausbildung wäre kürzer gewesen. Ausserdem sind es dort viel mehr Schüler in demselben Kurs. Hamburg sah ich als einmalige Chance, da die Schule zu Stage Entertainment gehört und einen sehr guten Ruf hat.
Ist es als Schweizer einfach dahin zu kommen? Schon alleine das Hochdeutsch dürfte Schwierigkeiten bereiten?
Ja, schon (lacht), zumindest das erste halbe Jahr und speziell im Schauspiel. Aber mit der Zeit kommt man in die Sprache hinein und es läuft immer besser.
Die Aufnahmeprüfung an die Schule war sehr hart und hat etwa vier Tage gedauert. Anfang Februar waren die ersten zwei Tage, da wurde ungefähr die Hälfte der Bewerber herausgesiebt. Im April war dann die zweite Runde mit wiederum zwei Tagen Prüfungen.
Wie teuer ist ein solches Studium?
Na ja, wenn du an eine Hochschule gehst, kostest es wie ein normales Studium an einer Uni, also sehr wenig. In der Schule in Hamburg wo ich war, kostet es um die 11'000 Euro pro Jahr. Ich hatte das Glück, das ich ein Stipendium erhielt.
Kannst du inzwischen von der Kunst leben?
Im Moment klappt es ganz gut. Ich werde nicht reich dabei, aber ich kann davon leben. Ich habe neben den Musicals auch andere Projekte.
Andere Projekte?
Ja, wie zum Beispiel Ende November «Les Indes Galantes». Dies ist ein Ballett-Oper-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Theater Basel und den Gymnasien Kirschgarten und Münsterplatz. Mit dabei ist auch mein Bruder sowie Oliver Rudin, welcher einer der Gründer von «The Glue» ist. Mein Bruder und ich machen die Choreographie. Es macht einen riesen Spass mit den Jugendlichen zu arbeiten.
Wie bringst du dieses Projekt neben den Proben zu Grease unter einen Hut?
Daniel und ich machten seit dem Frühling immer wieder Wochenenden mit den Schülern. Mit der Tanzgruppe studierten wir die Choreographie ein. Vor gut einer Woche hatten wir eine Intensivwoche und es sollte soweit einstudiert sein, dass es ohne grosse Probleme und viele zusätzliche Proben funktioniert. Und nächste Woche haben wir nochmals eine Intensivwoche. Dann werde ich tagsüber mit den Schülern proben und abends stehe ich hier in Kriens auf der Bühne. Es wird anstrengend aber es macht auch unheimlich Spass.
Um wieder auf Grease zu kommen, ist es einfacher die Rolle des Kenickie zu spielen wie die des Danny?
Dies hab ich mir noch nie überlegt. Klar kenne ich den Film und habe ein Bild von Danny oder Kenickie. Aber dann haben wir das Stück hier ausprobiert und an der Rolle gearbeitet. Inzwischen fühle ich mich in der Rolle ganz wohl. Wenn ich die Lederjacke überziehe kommt automatisch noch etwas mehr Feeling hinzu wie wenn ich im Probenraum im Trainingsanzug übe.
Wie gehst du an eine Rolle heran? Übst du zuerst den Text oder die Lieder?
Ich schaue das ich den Text kann, im Wissen, dass dieser meistens noch angepasst wird. Diesen lerne ich möglichst neutral, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiss wie die Produktion die Figur möchte und wie ich sie darstellen soll. Ich kann mich auf andere Sachen, wie schauspielerische Umsetzung oder Tanzschritte konzentrieren, wenn ich gut vorbereitet zu den Proben komme.
Weisst du, was nach Grease kommt?
Auf jeden Fall gehe ich an Auditions. Einige Projekte stehen auch noch im Raum. Im Frühling werde ich in Deutschland mit «Das Orchester und Die Neun» mit dem Projekt von Clemens Maria Haas «Neue Deutsche Klassik» auf Tournee gehen.
Stefan, ich danke dir für das Gespräch.
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