Tag 8
Vor der Abfahrt steht der Reifenwechsel. Michael scheint einige Übung darin zu haben. Kurz vor Verlassen der Stadt wird noch getankt. Einer der beiden Tanks ist fast leer und 71 Liter passen rein. Das Thermometer zeigt 14 Grad an.
Gestern sind wir schon durch einen Teil des Namib-Naukluft Parks gefahren. Er soll mit knapp 50.000 Quadratkilometer Wüstenfläche der grösste in Afrika und der grösste Nationalpark weltweit sein. Die Namib-Wüste in Namibia gilt mit 80 Millionen Jahren als die älteste Wüste der Welt. Und hier gibt es auch die höchsten Dünen der Welt.
Auf der Überlandstraße C 14 geht es zum ersten Zwischenstopp, einem Wüstenchameleon , welches netterweise auf einen Stein klettert und stillhält.
Der nächste Halt ist bei dem Vogelfederfelsen, wo wir einen kurzen Fotostopp einlegen. Naja, ist kein „Rennpferd“, schon gar nicht in der Mittagssonne, aber es macht Spass die Teilnehmer beim darüber springen aufzunehmen und die Aussicht in die Runde lohnt sich.
Die Schotterstraße führt uns durch das spektakulär-schroffe Gebirge und durch den Canyon des Kuiseb-River. Das Thermometer erreicht bereits 34 Grad.
Bei der Kleinsiedlung Solitaire nach etwa 240 km Fahrstrecke liegt an der Kreuzung der Straßen C 14 und C 19 die Bäckerei, des Schotten McGregor. Die Touristen werden durch den Apple Pie angelockt und auch wir nehmen jeder ein Stück. Der Halt lohnt sich, er ist wirklich sehr gut.
Die Sossus Dune Lodge liegt inmitten des gleichnamigen Parks. Die Zimmer wie auch der Rest ist schlicht beeindruckend und genial. Allerdings gibt es kein Wlan ausser in der Nähe der Lobby, und dies nur gegen Gebühr. Aber auch hier kann ich die Akkus im Zimmer laden.
Tag 9
Heute heisst es 5 Uhr aufstehen, Kaffee trinken, Lunch fassen und Richtung Sossusvlei los. Die Fahrt dauert gut eine Stunde und die letzten Kilometer sind im tiefen Sand zu fahren. Da wir innerhalb des Parks übernachten, dürfen wir eine Stunde vor der grossen Masse rein. Und grosse Massen werden tatsächlich nach neun auch einfallen. Kurz vor Sonnenaufgang ist es noch friedlich und zwei Oryxe "grassen" beim Parkplatz.
Nach einem kurzen Spaziergang durch den Sand sind wir bei der Salzpfanne mit ihren toten Bäumen bevor die Sonne die Spitzen der Dünen erreicht.
Auch bei nur neun Fotografen passiert es, das jemand ins Bild läuft, es ist aber von Vorteil das man die anderen acht mit Namen kennt und aus dem Bild scheuchen kann.
Zwei Stunden können wir ihn Ruhe die Motive aufnehmen. Nach neun hat es uns dann langsam zuviele Leute und jeder hat seine Motive in der Kamera, so das wir uns zum Picknickplatz begeben und unser Morgenessen einnehmen.
Auf dem Rückweg im tiefen Sand fährt ein Franzose in das letzte Fahrzeug von uns rein, zum Glück gab es nur Blechschaden und eines der Rücklichter ist defekt. Aber anstelle auf dem Rückweg noch einen Canyon anzusehen wird es die nahe Polizeistube für die Aufnahme des Unfallprotokolles.
Zwischen Mittagessen und Abfahrt um fünf bleibt Zeit, bei 35 Grad Aussentemperatur den Pool der Lodge zu geniessen.
Am Abend gehts es Richtung grosse Dünen, um die Farben und das Licht der untergehenden Sonne zu nutzen. Keiner von uns acht hatte Lust, bei der Hitze auf die Dune 45 hochzusteigen.
Bei den aller letzten Sonnenstrahlen geht der Mond hinter der Düne auf und die Landschaft wirkt surrealistisch.
Bei der Rückfahrt und nach Sonnenuntergang steht ein Oryx im Feld, doch leider lässt sich kein weiteres Foto mit etwas besserer Komposition machen da er davon galoppiert.
Tag 10
Heute geht es um neun los und die Fahrt geht entlang des Naukluft Nationalparks Richtung Süden ins Karas Gebirge. Die Schotterpiste ist angenehm zu fahren. Man sieht immer wieder Tiere wie Springböcke, Oryxe, Strausse und auch mal einen Schlangenadler. Wohl dem, welcher sein Tele schussbereit hatte, dies war leider nur einer aus der Gruppe.
Der Empfang in der Kanaan-Desert-Lodge ist sehr freundlich und herzlich. Die Bungalow befinden sich auf dem Hügel und wir alle sind von der schieren Weite beeindruckt.
Um fünf Uhr abends werden wir zu einer Sunset-Fahrt abgeholt um die Gegend im schönen Licht zu sehen.
Während das Auto dem Sandweg folgt erscheinen Tiere aus einem Erdloch. Das Gegenlicht der Sonne und die Entfernung machen es schwierig, das Tier zu bestimmen: Ist es ein Hund, ist es ein Fuchs?
Es ist ein Löffelhund, auf englisch ein bat-eared fox. Wir schauen den Vier zu und vom Verhalten scheinen es doch eher Füchse wie Hunde zu sein. Seine grossen Ohren dienen vor allem zum Aufspüren von Insekten, hauptsächlich Termiten, im Boden. Durch die Ohren kann der Löffelhund auch die überschüssige Wärme abgeben. Die Vier gehen leider, für uns zumindest, in die falsche Richtung.
Und eine Herde Oryxe kreuzen auch unseren Weg. Der Oryx ist übrigens das Wappentier Namibias. Die grossen Antilopen haben sich an Umweltbedingungen angepasst, in denen die meisten anderen grossen Säugetiere nicht überleben können. Sie können Tage und sogar Wochen ohne Wasseraufnahme auskommen.
Auch der Sonnenuntergang zeigt sich von seiner besten Seite und kaum ist die Sonne weg taucht der Mond auf. Dabei packt der Fahrer einen Apéro aus und wir geniessen bei einem Bier das Farbenspiel am Himmel.
Während dem Abendessen zwischen Hauptgang und Dessert taucht die Mannschaft des Hotels auf und singt einheimische Lieder. Dabei spielt es keine Rolle das nicht alle die Töne treffen und ihre Lebensfreude ist mitreissend.
Tag 11
Die Fahrt nach Lüderitz hat als Highlight das Mittagessen in Aus und Pferde, welche wegen erstem Weltkrieg zurück gelassen wurden und nun als wilde Herde leben. Leider lässt sich die Uhrzeit nicht planen und die Fotos in der Mittagshitze sind nicht so der ideal, aber ein Pferd macht nur als Modell mit.
Bei der Durchfahrt nehmen wir den verlassenen Bahnhof in Garub mit, hier hilft der Polfilter etwas gegen das grelle Licht. Hier ist die Schwierigkeit, keinen der neun anderen der Gruppe mit auf dem Bild zu haben.
In Lüderitz angekommen beziehen wir das Quartier. Ich hoffe, sein Name „Kratzplatz“ ist nicht Programm. Ich werde aufgeklärt das es garantiert nicht Wanzen und Läuse sind welche für den Namen verantwortlich sind sondern hier war früher der Platz, wo den Pferden die Hufe ausgekratzt wurden.
Beim Leuchtturm am Diaz Point pfeift ein eiskalter Wind und das Thermometer zeigt 14 Grad. Der Himmel ist grau und der Leuchtturm lohnt nicht wirklich den Aufwand. Ich habe dummerweise meine Windjacke im Hotelzimmer gelassen und flüchte rasch wieder ins Auto. Auf dem Rückweg machen wir bei einer Salzfläche halt.
Das Abendessen beim „weltberühmten“ fischkochenden Portugiesen ist gut, seine Pommes haben Luft nach oben und Tischtücher aus Plastik passen nicht wirklich zum guten Essen. Der Stimmung in der Gruppe tut dies keinen Abbruch und der sehr gute Rotwein tut hier sicherlich sein übriges.
Tag 12
Heute gehts nach dem Frühstücken um 7 Uhr 40 los in die verlassene Diamantenstadt Kolmanskop, welche 10 Kilometer vor Lüderitz liegt.
1908 wurden zufällig die ersten Diamanten im Sand gefunden. Der dadurch ausgelöste Boom sorgte für ein schnelles Wachstum dieser zunächst nur als Diamantsucher-Camp gedachten Siedlung. Eine Zeit lang wurde hier 20% der weltweiten Jahresproduktion gefördert. Der auf Diamanten gründende Reichtum der Bewohner liess eine Bergbaustadt entstehen, in der viel Luxus vorhanden war – und das in einer Umgebung, die trostloser und lebensfeindlicher wohl kaum sein kann.
Im Dorfladen konnte man sich damals bestellen was das Herz begehrte und 2 Monate später wurde es geliefert, sozusagen der Vorläufer von Amazon. Dazu kam, das Bier und Champagner günstiger wie Wasser waren. Das Spital hatte 250 Betten und jeder Patient bekam pro Tag ein Glas Rotwein. Da die Besucher auch eines erhielten, war das Spital sehr gut frequentiert .
Nach dem vorzüglichen Mittagessen im Restaurant auf dem Gelände heisst es zügig die etwas mehr wie 400 Kilometer Richtung Fish River Canyon unter die Räder zu nehmen, ist der Sonnenuntergang bereits um 18:20. Die Landschaft während der Fahrt ist teilweise sehr eintönig und ermüdend. Bei dem Road House angekommen werden zuerst die Zimmer bezogen und dann geht es gleich zum Canyon, allerdings in drei anstelle fünf Fahrzeugen (Eintrittspreis richtet sich nach Anzahl Autos und Personen).
Leider ist es ziemlich dunstig und der Canyon lässt seine Farben nicht spielen. Und obwohl es am Ende der Regenzeit ist hat es kein Wasser im Flussbett. Wir geniessen die Aussicht und es hat noch einiges an Bier (für die Beifahrer) und Softdrinks (für die Fahrer) im Kühlschrank des Toyota, welches bei dieser Gelegenheit noch getrunken werden „muss“.
Tag 13
Morgens um sechs geht es wieder Richtung Canyon, um den Sonnenaufgang zu erleben. Diesmal zeigt er sich von der farbigeren Seite und die Zeit bis wir abfahren müssen um noch etwas vom Frühstücksbüffet zu ergattern vergeht wie im Flug. Wenn ich allerdings alleine und nicht in der Gruppe unterwegs wäre, ich denke, ich würde mir den Umweg wegen dem Fish River Canyon sparen.
Nach dem Frühstücken bleibt etwas Zeit, den Vögeln rund um die Lodge auf die Federn zu rücken. So komme ich endlich zu einem Bild eines Webervogels am Nest.
Die Rosenpapageien waren nicht so kooperativ, die zeigten sich nur kurz am Brunnen und waren danach nicht mehr zu sehen.
Nach einer kurzen Schotterpistenfahrt von etwas über 100 Kilometer erreichen wir die Quiver Forest Rest Camp Lodge.
Bei der Schotterstrasse zur Lodge war ein Brett mit Nagel in der Kurve ausgelegt. Bei dem Staub den die Fahrzeuge aufwirbeln ist es fast Programm, das eines der fünf Fahrzeuge reinfährt. Und tatsächlich erwischt es unser Auto. Kaum beim Parkplatz angekommen und das Reserverad rausgeholt, schon stehen zwei Angestellte der Lodge bereit zum Wechseln des Reifens. Ein zu grösser Zufall um nicht Absicht dahinter zu vermuten. Sie bekommen 20 NAD fürs Reifenwechseln , was umgerechnet einem Franken entspricht.
In der Nähe des Quivertree Forest Restcamp liegt der Köcherbaumwald. Ein Wald? Ein Wald nach unserem Verständnis ist es nicht, aber hier stehen rund 250 Bäume relativ nahe beisammen während sie sonst vereinzelt wachsen. Die Bäume zählen zu den Aloen, werden bis zu 300 Jahre alt und neun Meter hoch. Seinen Namen hat er erhalten, weil die Buschmänner die Äste aushöhlten und als Köcher für Pfeile verwendeten. Nach fünf Uhr geht es Richtung Köcherwald. Leider ist es ziemlich bewölkt, doch ab und an kommt die Sonne durch und es gibt stimmungsvolle Bilder.
Selbst die Klippschliefer posieren für uns.
Das Tier welches aussieht wie eine Garfieldversion eines Hamsters ist ein Kap-Klippschliefer. Und man könnte meinen Loriot hat seine Finger im Spiel beim Festlegen der nahen Verwandten (analog der Steinlaus), es sind dies nicht Murmeltier oder sonstige Nager sondern Elefanten und Seekühe. Das bis zu vier Kilogramm schwere Tier kann seine Körpertemperatur nur schwer selber regulieren und sie nutzen daher in der Dämmerung die Restwärme
der Felsen.
Ab und an wieselt eine Manguste vorbei, aber mit Weitwinkel und eingestellter Blende 14 im Dämmerlicht probiere ich es gar nicht, die scheuen Tiere zu fotografieren. Wäre am nächsten Morgen mehr Zeit gewesen, ich hätte es mit dem Tele probiert.
Tag 14
Heute sind 500 Kilometer Rückreise auf der B1 nach Windhoek via Mariental angesagt, dabei passieren wir wieder den Wendekreis.
In Mariental essen und tanken wir kurz und erreichen kurz nach drei Uhr den Autovermieter, um vier der fünf Autos abzugeben. Ein Paar behält sein Auto und reist am Montag weiter zum Etosha Nationalpark.
Tag 15&16
Die Nacht verbringen wir nochmals im Guesthouse Sonneneck, essen nochmals im Joe‘s Beerhouse und werden dann zum Flughafen gebracht.
Zur Ausreise in Namibia muss nochmals dasselbe Formular wie bei der Einreise ausgefüllt werden, keiner versteht warum. Pünktlich starten wir um 14:30 in Windhoek, steigen in Addis Abeba um. Mit etwas Verspätung starten wir und landen Dienstags um 07:15 mit etwas mehr wie einer Stunde Verspätung in Frankfurt.
Für einmal bin ich um die Verspätung der Deutschen Bahn froh, so erreiche ich den 7:51 ICE doch noch um 8:46 und bin kurz nach 11 Uhr in Basel. Hab ich gedacht. Irgendwann kommt die Durchsage, das der Zug wegen der Verspätung nur bis Freiburg fährt. Um 12 Uhr 20 bin ich dann auch in Basel angekommen.
Die Zeit in Namibia ging rasch vorbei, gefühlt bin ich erst vor ein paar Tagen hier in Frankfurt gestartet. Es war eine tolle und sehr gut organisierte Reise mit vielen Eindrücken, welche mich noch lange begleiten werden. Und ich bin sicherlich nicht das letzte Mal hier gewesen, doch dann sicherlich mit etwas mehr Muse im Zeitplan.
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