17-03-2009
Mit Songs von Jacques Offenbach, Marilyn Monroe, Elton John und anderen wird die unglückliche Liebesgeschichte eines Schriftstellers und einer Kurtisane rund um einen Pariser Nachtclub erzählt.
Premiere war 22.12.2008 in Nienburg, Theater am Hornwerk.

'La Belle Bizarre du Moulin Rouge' erzählt von verbotener Liebe inmitten der Pariser Halbwelt des Montmartre. Armand, ein junger Mann aus der besten Gesellschaft verliebt sich um 1900 in eine erfahrene Kurtisane des Moulin Rouge.

Als bestes Pferd im Stall des Direktors sind Fatimes Dienste heiss begehrt. Eine Frau wie sie darf ihr Herz nicht verschenken. Auch Armands Vater versucht alles, die beiden Liebenden zu trennen. Hier die bedingungslose Liebe Armands, die Fatimes Freiheit bedeuten könnte. Dort der Standesdünkel und die Gier nach Geld. Ãœber allem schwebt das nahe Ende. Fatime stirbt an der Schwindsucht.

Das Musical lief vom 17. bis 19. März 2009 im Musical Theater in Basel.
Regie: Christian von Götz
Choreografie: Lacy Darryl Phillips
Buch: Baz Luhrmann
Musik: Craig Armstrong
mit Jesper Tyden (Armand), Anna Montanaro (Fatime) und Sissy Staudinger (Le Directeur)
Kritik von Daniel Fischer für imSchweinwerfer
Vom 17. bis 29. März wird im Musical Theater Basel das neue Musical „La Belle Bizarre du Moulin Rouge“ gegeben. Offenbar zu lange, denn wir treffen auf eine Musicalveranstaltung ohne viel Publikum. Diese birgt das Flair halbleerer Kirchen, wobei dies dort (im Gegensatz zu Musicals) schon als Erfolg gilt.
Es stellt sich die Frage, ob das Schweizer Publikum wegen der Finanzkrise das auf dem Filmwelterfolg mit Nicole Kidman beruhende Musical verschmäht oder ist es die Qualität, die die Leute vom Besuch abhält? Die sybillinische Antwort auf diese Frage lautet wohl „jein“.
Achterbahn der Qualität
Da wäre wohl die Musik mit den wunderschönen Hits von Pink, Madonna, Elton John, den Songs wie „All You Need is Love“ oder „Your song“, welche immer unter die Haut gehen.
Passt das aber zu Offenbach? Dennoch: die Musik ist gut, übrigens, auch die Band überzeugt.
Dem gegenüber steht aber ein wirklich tristes Bühnenbild. Wohl der Tatsache Tribut zollend, dass es sich um eine Tourneeproduktion handelt, die ab dem 31. März in München zu sehen ist. Die langweiligen „Lichtbilder“ als Staffage finden ihren negativen Höhepunkt in der Darstellung des Lichtspektakels „Moulin Rouge“ in blassen Bildern. Auf neudeutsch ausgedrückt ist dies ein wahres „no go“.
Die spannungslose Inszenierung mit immer gleich vielen Darstellern, welche auf der Bühne herumhüpfen, nota bene vor dem immer gleichen langweiligen Hintergrund, ist extrem bemühend!
Gegensatz dazu bilden zwei herausragende Lichtgestalten, nämlich die beiden Hauptdarsteller. Anna Montanaro, preisgekrönte Musicaldarstellerin, welche Hauptrollen am Broadway spielte, ist in musikalischer und darstellerischer Hinsicht ein Trumpf (Herz-Ass). Der Schwede Jesper Tydén ist ein ebenbürtiger Gegenpart. Nicht auszudenken, wenn die schwache Story mit schwachen Darstellern komponiert würde.
Zur Geschichte kann man sagen, der lange (zu lange) Titel des Stückes ist bemerkenswerter als deren plattitüdenhafter Inhalt. Die seichte Problematisierung der Prostitution ist wahrlich kein „pageturner“, sondern eher eine Schlaftablette, immerhin bewegt sie gelegentlich die Lachmuskeln, doch eigentlich ist das alles eher traurig.
Patchwork Musical
„La Belle Bizarre du Moulin Rouge“ ist eine Aneinanderreihung von Revueszenen, „häbchläb“ gekittet, durch ein wenig, zu wenig Geschichte. Das ganze erinnert an die Anfangszeit des Musicals, wo berühmte Songs, beziehungsweise Revuenummern irgendwie zusammengekleistert wurden. Bei diesem Werk gilt wohl die Devise: Vorwärts, wir müssen zurück. Warum eigentlich?
In der Neuzeit spricht man bei solchen Werken vom compilation musical, die Kombination von Ohrwürmern mit einer Geschichte. Die Musik stammt aber dann immer von dergleichen Band, dem gleichen Sänger (Mama Mia, siehe Abba; We will Rock You, siehe Queen; ich war noch niemals in New York, siehe Udo Jürgens) oder alle sind wie bei Ewigi Liebi in Mundart geschrieben. So besteht also immer ein Zusammenhang, ein gemeinsames Thema bei der Musik. Dies ist bei „La Belle Bizarre du Moulin Rouge“ nicht mehr der Fall. Das Musical vermengt in einem „Krüsi Müsi“, passende und unpassende Elemente, Songs aller Schattierungen, englische mit deutschen Dialogen und so weiter. Es entstand quasi ein „Patchwork-Musical“.
Zur Ehrenrettung des Stücks muss aber gesagt werden, das „Rohmaterial“ ist wirklich gut: ausgezeichnete Darsteller, schöne Musik, gute Tourneeplanung, eine überzeugende Band. Es stellt sich letztlich die Frage: kann man aus diesem Film einfach kein gutes Musical machen oder wurde es einfach nicht gut gemacht. Vielleicht gehen Sie trotzdem hin und beantworten die Frage selbst.
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