Das Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe wurde 1807-08 von Heinrich von Kleist verfasst (1777-1811) und hatte 1810 in Wien seine Uraufführung. Das Stück gehört zur Gattung der historischen Ritterspielen und ist in fünf Akte gegliedert. Das Stadttheater Bern hat sich dem Stoff angenommen und das Stück feierte dort in einer Inszenierung von Erich Sidler am 19. Februar 2010 Premiere.
Das Stück spielt in Schwaben in Deutschland und handelt von einem Mädchen mit dem Namen Katharina, genannt Käthchen. Wie in einen Bann gezogen verfolgt sie ihren Geliebten, den Grafen Wetter von Strahl auf Schritt und Tritt.
Sie kann es sich selbst nicht erklären und auch dem Grafen ist sie von Zeit zu Zeit ein Dorn im Auge, denn er wird von Käthchens Vater, dem Waffenschmied Theobald Friedeborn, der Zauberei beschuldigt und ein Gerichtsverfahren folgt.
Die Richter erkennen keinen Grund den noblen Grafen zu verurteilen und er wird freigesprochen. Das Käthchen soll zurück zu ihrem Vater und der Graf Wetter vom Strahl hofft nun auf ruhigere Zeiten. Doch schon bald lernt er die böse Kunigunde von Thurneck kennen, welche ihn mit ihrer fälschlichen Schönheit zu blenden versucht. Ihr sitzengelassener Verlobter, der Rheingraf, sinnt auf Rache.
Das Käthchen bringt bald darauf eine Nachricht über die Feinde, welche den Krieg in Gange setzen wollen und die Hochzeit des Grafen wird vorbereitet. Kunigunde freut sich auf die vorteilhafte Hochzeit mit dem Grafen und erkennt dabei nicht, dass sie die Verschmähte ist und alle Hochzeitsvorbereitungen dem Käthchen gelten.
Bei dem folgenden Angriff des Rheingrafen geht die Burg in Flammen auf und Kunigunde schickt das Käthchen aus egoistischen Gründen in die brennenden Gemäuer. Wie durch ein Wunder wird das Käthchen aus den Flammen durch einen Cherub (einem engelsgleichen Fabelwesen) gerettet.
Es kommt zum glücklichen Ende für Käthchen und den Grafen Wetter vom Strahl und die böse Kunigunde steht ihrem Feind, dem Grafen gegenüber und verflucht ihn.
Das Publikum wurde während 135 Minuten mit einer kurzen Pause prächtig unterhalten. Ich habe in der Pause von mehreren Zuschauern erfahren, dass sie sich noch nicht so richtig in die Geschichte einfühlen konnten. Es war teils extrem abstrakt und an Brutalität mangelte es auch nicht, als zum Beispiel Käthchens Vater vom Richter ausgepeitscht wird und ich als Zuschauerin bei jedem Peitschenhieb erschrocken zusammenzuckte.
Das Stück wurde in der Vidmarhalle aufgeführt und es herrschte ein sehr düsteres aber geniales Bühnenbild: alles in schwarz, einige Ledersessel, super Beleuchtung von allen Seiten und moderne Hintergrundmusik. An der hinteren Wand befanden sich ca. 12 Türen auf zwei Stöcken, was dem Bühnenbild sehr viel Abwechslung ermöglichte.
Erotik liegt in der Luft jeder Szene und als sich der Graf Wetter plötzlich beginnt auszuziehen und sich eine Dusche auf der Bühne genehmigt, scheinen einige der Zuschauer beschämt den Blick davon abzuwenden. Es soll auch an Homoerotik nicht mangeln, was zu erkennen sei, dass das Käthchen nicht eindeutig auf eine weibliche Rolle festzulegen sei. Mit dieser Aussage kann ich mich aber ehrlich gesagt nicht identifizieren, da dies im Stück überhaupt nicht zu erkennen war.
Auf jeden Fall war es keine gewöhnliche Theateraufführung wie man sie sonst kennt. Es hatte für mich überhaupt keine steife und verklemmte Seite, sondern wirkte sehr modern, leicht und amüsant. Es spielten 15 Schauspieler mit, aber obwohl dieser Vielzahl an Personen war es für das Publikum weder kompliziert noch verwirrend. Die Schauspielenden schienen absolut mit ihren Rollen zu verschmelzen, was ihnen ermöglichte, dem Publikum eine makellose Aufführung zu liefern.
Text: Julia Schaffer
Inszenierung: Erich Sidler Bühne: Gregor Müller Kostüme: Bettina Latscha Musik: Philipp Ludwig Stangl Der Kaiser: Ingo Ospelt Graf Otto von der Flühe, Rat des Kaisers: Ernst C. Sigrist Wenzel von Nachtheim, Rat des Kaisers: Sebastian Edtbauer Friedrich Wetter, Graf vom Strahl: Lukas Turtur Graf Flammberg: Heiner Take Gräfin Helena, seine Mutter: Sabine Martin Gottschalk, sein Knecht: Andri Schenardi Kunigunde von Thurneck: Marianne Hamre Rosalie, ihre Kammerzofe: Henriette Cejpek Graf Freiburg: Diego Valsecchi Rheingraf: Jonathan Loosli Brigitte, Cherub: Stefano Wenk Theobald Friedeborn, Waffenschmied aus Heilbronn: Ingo Ospelt Käthchen, seine Tochter: Milva Stark Ritter Wetzlaf: Olivier Bachmann Köhlerjunge: Beni Kühni
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