Der nachfolgende Text soll kein Testbericht oder Review sein, sondern die Erfahrungen des Asahi Pentax Preset Takumar 200mm f/3.5 an der Sony Nex-6 sowie an der Canon EOS 5D zeigen. Dabei sind nicht die technischen Daten und die Perfektion des Objektives im Vordergrund, sondern die „Fehler“, welches ein Objektiv gegenüber heutigen bereits in der Kamera korrigierten individualisiert und ihm Charakter gibt.
Wer die Chance hat einmal ein Asahi Pentax Preset Takumar 200mm f/3.5 in die Finger zu bekommen, sollte unbedingt vorne hinein sehen, hier bewegen sich gleich 18 Blendenlamellen im Kreis.
Ich hatte Glück und ergatterte günstig ein Objektiv, welches vermutlich seit 1965 in einer Tasche auf einem trockenen Estrich lagerte, zusammen mit einem 35/2.3 und 55/1.8. Alle drei Objektive sehen aus wie neu. Das 200mm 3.5 wurde immerhin über 69’000 mal produziert, ist aber eher selten zu finden und die Preise sind nicht einheitlich, mal kann man es fast neu für CHF 100 und mal in schlechterem Zustand für CHF 400 kaufen (zumindest in der Vorstellung des Verkäufers).
Das Objektiv ist ohne Probleme auch an einer unmodifizierten Canon EOS 5D Mark III, ragt doch nichts aus dm Objektiv nach hinten über die Fassung hinaus.
BEDIENUNG
Mechanisch ist das 200er schon mal eine Wucht, nur Metall und Glas. Es lottert nichts und der Fokus läuft weich und geschmeidig. Die gewünschte Blende wird am vordersten Ring eingestellt (Preset) und rastet spürbar ein. Mit dem zweiten Ring schliesst man die Blende nach getaner Scharfstellung bis an der Anschlag der Voreinstellung.
Die Scharfstellung geschiet über einen grossen und griffigen Metallring, welcher butterweich läuft. Einzig um von unendlich auf 2.5 Meter zu fokussieren, braucht es fast eine ganze Umdrehung und dies geht nicht ohne Nachfassen. Eine Herausforderung ist es auch, mittels Lupe scharfstellen zu wollen, ist der Ausschnitt doch schon sehr gross und das Zittern der Hand stört.
An der Sony Nex-6 liefert das Objektiv bei Offenblende genug Kontrast, damit mittels Focus-Peaking einfach, schnell und punktgenau fokusiert werden kann.
Das Objektiv hat eine Stativschelle dabei, welche mittels einem grossen Rad gelöst werden kann um auf dem Stativ von Quer- zu Hochformat zu wechseln. Leider hat die Schelle keine Rasterung.
OFFENBLENDE UND BOKEH
Als das Objektiv 1958 auf den Markt kam, gab es noch nicht die Vergütungen wie heute und es ist daher nicht verwunderlich, wenn bei Offenblende chromatische Aberration, also Farbsäume an hell/dunkel Kanten, erwartet werden können. Erstaunlicherweise sind diese selbst bei Offenblende harmlos und verschwinden spätestens etwa bei Blende 4.5. Hier ein Beispiel mit 1:1-Ausschnitt bei Offenblende:
Durch die 18 Blendenlamellen bleibt das Bokeh, also die Zeichnung in der Unschärfe, selbst beim geschlossener Blende weich und homogen.
Der Kontrast wie auch die Lebendigkeit der Farben des Objektives ist wie erwartet solange kein seitliches Sonnenlicht einfällt. Das Objektiv fällt aber in dieser Disziplin im Vergleich zu meinem 10 jahre jüngeren Nikkor-Q 200/4und S-M-C Takumar 135/2.5 sichtbar ab. Die beiden jüngeren haben die plastischeren Bilder, wohingegen bei der Nachbearbeitung mehr Kontrastumfang, speziell in den hellen Bereichen, aus dem Takumar hervor geholt werden können.
BLENDENSTERNE UND SCHÄRFE
Die Schärfe ist erstaunlich gut, selbst bei Offenblende und an Vollformat. Die grosse Herausforderung ist es, bei Crop und Freihand sowie ohne Bildstabilisator an der Nex und Canon eine Verschlusszeit von 1/300s oder schneller ohne überschreiten von ISO 800 zu erreichen. Wenn ich die ISO hochsetze, verliere ich schon wieder an Auflösung durch das ansteigende Rauschen und bei Zeiten um 1/300s ist die Chance gross, dass die Verwacklungsunschärfe sich bemerkbar macht.
Blendensterne habe ich bisher nicht fabriziert, ist dies auch nicht unbedingt notwendig bei einem Teleobjektiv welches vor allem bei Offenblende betrieben wird.
FLARES & GHOSTS
Aufnahmen gegen die Sonne mag das Objektiv gar nicht. Bei seitlichem Sonnenlicht verliert das Objektiv massiv an Kontrast und wird flau. Dieser Effekt lässt sich dank Liveview aber an der Sony Nex wie auch Canon EOS 5D gut kontrollieren. Hier ein Beispiel mit der 5D Mark 3:
TECHNISCHE DATEN DES VERWENDETEN OBJEKTIVES:
Pentax – Asahi Opt. Co. Takumar 200mm f/3.5
Anschluss: M42
Baujahr ca. 1960
Konstruktion: 4 Elemente in 4 Gruppen
Blendenlamellen: 18
Bildwinkel Vollformat / APSC: 12.3° / 8.2°
Blendenbereich: f/3.5 bis f/22
Distanzskala: 2.5m bis unendlich
Gewicht: 725g
Abmessungen: D 73mm, L 165mm, Filter 67mm
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