Ich hab am Pfingssamstag einen Fotoauftrag und will die "tonnenschwere" 1D4 zu Hause lassen und stattdessen die "federleichte" EOS R umhängen. Ok, die Gewichtsangabe ist etwas übertrieben, aber die Canon EOS R hat die Hälfte des Gewichtes der Canon EOS 1D Mark 4 und ist selbst mit RF 35mm noch leichter als diese allein.
Für den gemütlichen zweiten Teil des Anlasses brauche ich ein 35mm. Das neue RF 35mm 1.8 Macro IS STM hat die Hälfte des Gewichtes meines EF 35mm 1.4 L mk2, und dies bereits ohne den notwendigen Adapter von EF auf RF-Bajonett. Daneben spart man noch einiges an Platz in der Fototasche.
Das EF 35mm L 1.4 Mark 2 ist eine geniale Linse, nur muss ich das Teil während 4h mittragen und eigentlich braucht es nicht ein solches lichtstarkes Superobjektiv. Also hab ich mal über den Mittag das RF 35mm 1.8 IS ausprobiert, ob mir das Teil von der Bedienung her passt und optisch gut genug ist. Das Bokeh bei Offenblende ist schon mal nicht schlecht:
Das 35er setze ich gerne ein, wenn es eine natürlichen Perspektive aber der Aufnahmewinkel trotzdem breit genug sein soll, um die große Szene einzufangen, aber nicht so breit, dass Menschen und andere Motive verzerrt werden. Es eignet sich auch gut für Ganzkörper- und Gruppenporträts.
An der Canon EOS R ist das RF 35mm 1.8 schön handlich und macht haptisch einen guten Eindruck. Auf den programmierbaren Ring am Objektiv habe ich die Blende gelegt. Daneben habe ich am EF-Objektiv den Adapter mit dem Steuerring eingesetzt. Für mich ist dies die ideale Arbeitsweise und kann die Blende und die Belichtungskorrektur beim Blick durch den Sucher verstellen.
Derjenige welcher die RF-Deckel entwickelt hat scheint nicht zu fotografieren. Die Dinger sind echt Mist, sie lassen sich nur an einer Position ansetzen, funktioniert beim besten Willen nicht im Dunkeln. Inzwischen habe ich gemerkt, dass die Dinger auch auf die alten EF-Objektive passen.
Die folgenden Vergleiche sind nicht sehr wissenschaftlich und ab Stativ, sondern so wie ich die Objektive einzusetzen gedenke, zB in Kirchen bei Hochzeiten, Firmungen, Erstkommunionen, Firmenevents, Apéros etc.
Also das RF macht schon mal schöne Blendensterne und der IS ist recht brauchbar, 1/10s, f/13 bei ISO 6400:
Vergleichbare Bilder mit dem EF 35mm sind in der Regel wegen der langen Belichtungszeit verwackelt. Man beachte, obiges Bild ist durch den IS mit dem RF 35mm bei 1/10s mit Blende 13 möglich, unten ist es mit dem EF 35mm bei Blende 8 und 1/25s gerade noch scharf:
Hier nachfolgend ein Vergleich der beiden Objektive bei Offenblende:
Fazit
Ich finde, das "Kleine" schlägt sich recht gut. Wenn man den Vergleich hat ist das "Grosse" klar besser (Bokeh, CAs), speziell bei Offenblende, aber beim Kleinen finde ich zB die Blendensterne schöner. Und wenn man bedenkt, dass das Grosse mit Adapter fast 4-mal so teuer und 3mal so schwer ist, finde ichs Top.
Einige Eindrücke zum Gebrauch der EOS R (1.2):
Ich hatte am Freitag und Samstag vor Pfingsten den ersten Stresstest der EOS R. Ich habe sie neben der 5D3 an einer Firmung verwendet. Positiv aufgefallen ist, dass der Akku nach 370 Bildern noch immer 56%Ladung hatte. (5D3 bei 340 Bildern auf 74%)
Im Sonnenlicht ist der Sucher mit der Belichtungssimulation nicht zu gebrauchen. Ich hab zuerst gedacht, es wäre etwas am Objektiv kaputt. Nach Abschalten der Belichtungssimulation war das Bild im Sucher brauchbar, aber im Vergleich zur 5D3 noch meilenweit weg von gut.
Ich hatte beide Kameras am Schultergurt, wenn die EOS R runterhängt wird der Sucher dunkel obwohl ich den Stromsparmodus deaktiviert habe. Der Sucher erwacht erst durch drücken des Auslösers oder wischen auf dem Display um den Fokus zu versetzen.
Den Sucher/AF bei Portraits (Firmsegen) ist bei der 5D3 reaktiver und spontaner bis das Gesicht scharf ist, das kurze Hängen des Sucherbildes vor dem Auslösen ist gewöhnungsbedürftig. Dabei wurde das EF 24-70/2.8 verwendet, welches an beiden Kameras funktioniert.
Bei den Proben am Freitagabend war etwas nervig, dass der Sucher beim Halb-Drücken des Auslösers kurz aufblitzt. Es war sehr dunkel im Dom und die Zeiten bei einer Blende von f/2.8 waren um die 1/40s bei ISO 6400. Bei der Suche nach dem Grund kam heraus, dass die Kamera kurz das Lichtniveau anhebt um besser Fokussieren zu können. So gesehen macht das Verhalten wieder Sinn.
Was leider im Fv Mode nicht geht ist, dass ich die längste Zeit limitiere. Bei der 5D bin ich gewohnt, das ich zB im Automode die Zeit auf 1/125s limitieren kann. Dies geht im Fv Mode nicht. Auch habe ich das Gefühl, dass der Menüpunkt „schneller“ (1/Brennweite=Normal) nichts bewirkt. Gerade wenn die Belichtungssimulation im Freien abgeschaltet ist, wäre dies hilfreich wenn die beiden Menüpunkte auch bei Fv funktionieren.
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