top of page
AutorenbildAisen

Spar-Gimbal oder Tiltbügel für den Kugelkopf?

Aktualisiert: 21. Nov. 2023

Wer ein Canon EF 600mm f/4 sein eigen nennt, wird um ein stabiles Staiv nicht herum kommen. Ich habe mich für ein Gitzo GT 4543LS (Dreibein) entschieden.


Es kann 25 Kilogramm tragen, hat aber selber ohne Stativkopf bereits ein Gewicht von 2.4kg. Doch welcher Stativkopf passt nun zu einem 600er-Objektiv?


Den Benro GH2 Gimbal (analog Wimberley WH 200) habe ich bereits, nur wiegt das Teil selber 1.4 Kilo. Um Gewicht zu sparen und weil mir der Benro zu sperrig am Rucksack ist wurde es nach Diskussionen mit anderen Fotografen der Novoflex Classicball 5 II. Dies ist ein Kugelneiger, welcher 12 Kilogramm tragen kann und selber "nur" ein Kilo wiegt.


Die Verarbeitung des Classic Ball ist hervorragend und fühlt sich im Gebrauch auch dementsprechend wertig an. Auch nach zwei Jahren im Gebrauch sieht er noch aus wie neu.


Im Sortiment von Novoflex ist er das grösste Kugelkopfmodell mit einem Kugeldurchmesser von 56mm. Leider war der Schnellverschluss für Arca-Swiss, die Q-Base II, damals nicht lieferbar und es wurde die manuelle Arca-Swiss kompatible Q-Mount-Basisplatte.

Die grosse Kugel erlaubt eine sanfte Rotation und eine starke Kraft beim Verriegeln. Über einen dicken gerändelten blauen Ring kann die Reibung eingestellt werden welche bestimmt, wie stark man am Equipment drehen muss um die Position zu verändern.

Um die Kamera-Objektiv-Kombi festzusetzen hat es einen Hebel zum Umlegen und nicht wie bei der Konkurrenz einen Drehknopf. Im Betrieb ist der Hebel selbst mit dem Auge am Sucher angenehm zu finden und bedienen.

Der ganze Kopf kann nochmals gesondert gedreht werden um zum Beispiel Panoramas zu machen, allerdings fehlt eine fühlbare Indexierung beim Schwenken.


Diese Bewegung der Panoramabasis kann mit einem Drehknopf arretiert werden. An drei Stellen hat es Aussparungen um die Kamera in das Hochformat zu drehen, wobei bei Objektiven mit Stativschellen ist die nicht notwendig.


Doch warum dieser Blogeintrag? Es scheint ja alles Bestens mit dem Classicball?


Bei der Tierfotografie kommt es immer wieder vor, das in der Hektik der Tierbeobachtung die Kamera-Objektiv-Kombi mit ihren 5 Kilogramm seitlich abkippt weil die Friktion des Kugelkopfes etwas schwach eingestellt ist.


Hier wäre ein kardanisches System wie beim Benro GH2 oder Wimberley WH200 besser.

In einer kardanischen Aufhängung (Gimbal) hängt das Objekt wie Fernrohr, Kompass, Filmkamera oder Kamera mit Teleobjektiv an zwei rechtwinklig zueinander stehenden Achsen. Das Gewicht des Objektes, hier Kamera und Teleobjektiv, liegt unterhalb des Drehpunktes des Stativkopfes. Der tiefe Schwerpunkt verhindert ein Kippen des Statives und ein einfaches Positionieren der schweren Kombi. Wenn alles richtig eingestellt ist, lässt sich das Ganze fast schwerelos bewegen.


Nachdem ich während der Hirschbrunft dieses Jahr so meine Probleme mit dem Classic Ball 5 und dem Wegkippen hatte, habe ich mich endlich entschlossen, etwas dagegen zu tun.

Gegen das seitliche Wegkippen der Kamera-Objektiv-Kombi soll gemäss Suche im Internet ein Wimberley SK-100 (kardanischer Aufsatz) oder ein Tiltbügel von Novoflex helfen. Das Handling des SK-100 entspricht dem Stativkopf MH-100 meines Einbeinstatives.


Der Vorteil des Tiltbügels ist, er hat eine Q-Base II Schnellkupplung, welche mein Classic Ball 5 nicht hat und er hat mit 290 Gramm die Hälfte des Gewichtes des Wimberley SK-100. Da ich zufällig an einen gebrauchten SK-100 erhalten habe, kann ich beide ausprobieren. Wer gut aufgepasst hat merkt, dass das Gewicht der Kombi aus Kugelkopf und Tiltbügel (oder SK-100) dem Benro GH2 entsprechen.




Bei der ganzen Ausprobiererei kann ich auch die Friktion des Classic Balls besser einstellen, zeigte sich bei der Hirschbrunst doch, dass bei Verwendung des 2-fach Telekonverters das Nachlaufen des Classic Balls etwas zu gross ist wenn das Objektiv 30 Grad nach oben zeigt. Zumindest mit dem SK-100 sollte dies kein Problem sein.


Was ist der CB5-Tilt?

Das Zubehörteil von Novoflex wandelt den Classic Ball 5 II in einen 2-Wegeneiger um und blockiert das seitliche Wegkippen. Es macht ihn so Supertele tauglich für die Tierfotografie. Ein Gimbal hätte gegenüber dem Novoflex den Vorteil, dass der Schwerpunkt bei nivelliertem Stativ immer über dem Mittelpunkt des Statives ist und dieses somit nicht nach vorne oder hinten kippen kann. Bei dem Tiltbügel ist nur in waagrechtem Zustand das Gewicht über der Mitte.

Der Novoflex CB 5 II mit Tiltbügel ist weniger voluminös wie der Wimberley und passt so besser in das Gepäck (ideal Flugzeug) und hat keine weit vorstehenden Teile, welche sich an Jacke oder anderem verfangen können. Braucht man einen Stativkopf für die Landschaftsfotografie oder hochkant für Panoramafotos, so ist der Tiltbügel schnell demontiert und der Classic-Ball normal verwendbar.


Bei meinem schweren 600er Superteleobjektiv muss man die Friktion des Kugelkopfes sehr stark einstellen damit die Kamera mit dem schweren Objektiv beim kurzen Loslassen nicht sofort wegkippt oder beim "Zielen" bei schnelle Kamerabewegungen gedämpft wird. Selbst bei fest eingestellter Friktion ruckelt die Bewegung nicht und alles läuft rund, wenn auch etwas schwergängiger wie beim Wimberley. Der Hebel des Classic-Balls schaut am Besten nach Hinten und kann mit so einfach mit dem Daumen festgestellt werden und die rechte Hand kann an der Kamera bleiben.


Wie so häufig fragt man sich später, warum man es nicht schon früher besorgt hat.


Mit der Canon EOS R7 am EF 600mm f/4 L IS mk3 bewegt sich der Fokuspunkt beim Arretieren auf 330m Entfernung um rund einen Meter bei der viertstärksten Friktionsstufe von fünf, ohne Tiltbügel sind es doch bis zu drei Meter. Auf diese Entfernung ist die Gegenstandshöhe mit der R7 und dem 600mm rund 8 Meter und ohne Tiltbügel liegt man schon einmal um die halbe Bildhöhe daneben, speziell wenn der 2-fach Konverter noch am Tele hängt.


Was ist der SK-100?

Der Wimberley Sidekick verwandelt einen starken Kugelkopf wie den Arca Swiss Z1+, Gitzo GH4383LR oder in meinem Fall den Novoflex Classic Ball 5 II in einen kardanischen Kopf um.

Der Vorteil des SK-100 gegenüber dem ausgewachsenen Wimberley WH-200 ist sein Gewicht und das durch einfaches Entfernen der Kugelkopf für "normale" Landschafts-Objektive verwendet werden kann und nicht zwei Köpfe mitgenommen werden müssen.


Seit ich das Canon EF 600mm f/4 habe ist an meinem Einbeinstativ von Gitzo einen Wimberley MH-100 Mono Kardankopf und bin sehr zufrieden damit. Derselbe Mechanismus um den Arca-Swiss kompatiblen Stativfuss festzuklemmen hat nun der Sidekick SK-100.


Gemäss Tabelle von Wimberley soll der SK-100 mit dem EF 600mm f/4 III kompatibel sein, wenn der Standardfuss gegen einen mit Schwalbenschwanz (Arca-Swiss) wie den Wimberley AP 600 ausgewechselt wurde. Der Fuss von Wimberley hat den Vorteil, dass das 600er zentiert über dem Kugelkopf ist, Konkurrenzprodukte haben unter Umständen eine leicht andere Höhe.


Um den SK-100 zu montieren muss zuerst der Kugelkopf in die seitliche Öffnung gebracht und arretiert werden. Der SK-100 wird nun in die Adapterplatte des Kugelkopfes eingeschoben. Der SK-100 hat einen Anschlag und kann daher nicht aus der Q-Base des Kugelkopfes rutschen wenn diese nicht richtig festgezogen ist. Der SK-100 muss senkrecht stehen und der Kugelkopf waagrecht ausgerichtet sein, danach kann das 600er mit der Objektivplatte eingeschoben werden. Mit Vorteil ist der Neigungskopf des SK-100 dabei arretiert.


Durch leichtes lösen des Neigungskopfes wird nun das Gleichgewicht geprüft.

Die Kamera-Objektiv-Kombi sollte an ihrer Position bleiben und nicht kippen. Um eine optimale Balance zu erreichen, muss das Equipment möglicherweise nach vorne oder hinten geschoben werden, bis es bei gelöstem Neigungsknopf am Sidekick von selbst waagrecht bleibt.

Beim anbringen eines Telekonvertes sollte die Prozedur wiederholt werden, da sich der Schwerpunkt nach hinten verschiebt. Nach einiger Zeit hat man dies Eingeübt und es läuft automatisch ab.


Den MH-100 an meinem Einbeistativ bediene ich mit links und so platziere ich auch den Seidekick auf dieser Seite und die Rechte Hand kann am Griff der Kamera bleiben.


Bei leicht gelöster Panorama-Drehplatte des Classic Ball und Neigungskopf ist es ein einfaches, den Tieren im Feld zu folgen. Wenn alles richtig ausbalanciert ist, bleibt das Objektiv auch dort wo man es loslässt.



Durchhängen oder besser Verschiebung bei 840mm (Canon EOS R7 und 600mm) und festziehen des Neigungskopfes ist weniger wie ein Meter bei einer Entfernung von 330 Meter, wobei dies vor allem dem eigenen Zittern anzulasten ist da das Ganze butterweich läuft. Verschiebung deswegen da die Abweichung nicht in eine definierte Richtung ist, je nachdem wo man gerade selber hinzielt. Am Besten erhöht man die Friktion der Teile etwas, dann dürfte dies noch genauer werden.


Fazit

Beide Lösungen bieten in der Tierfotografie mit langen Teles einen Mehrwert. Der CB5-Tiltbügel ist 300 Gramm leichter und es hat keine überstehenden Teile am Stativ wie am Wimberley SK-100 Sidekick.


Der Sidekick hat allerdings speziell bei Vögeln den Vorteil des Gimbals (schwerelose Bewegung) und das Stativ ist schnell von Teletauglichkeit auf Weitwinkel "umgebaut". Würde ich Fischadler oder sonstige schnelle Vögel aufnehmen wollen, dann wäre vermutlich der SK-100 die erste Wahl.


Der Vorteil am SK-100 ist auch, das er mit jedem stabilen Kugelkopf funktioniert, der Tiltbügel nur mit dem Novoflex Classicball 5.


Der Tiltbügel hat den Vorteil, das er weniger Hoch aufbaut und die Bedienelemente alle ohne umfassen in Griffweite sind. Dies ist speziell in der Dämmerung bei eher statischen Tieren wie zB Hirsche ein Vorteil.


Beide Teile sind gerade auf Flugreisen wesentlich einfacher zu transportieren wie ein ausgewachsener Wimberley WH-200 oder Benro GH2 Gimbal und man hat immer auch den Kugelkopf für Landschafts- und Nachtaufnahmen dabei.

Bei dem Neupreis geben sie sich nichts und es wohl jedem selber überlassen, welche Lösung man bevorzugt.



 

Hinweis: Bildstabilisator an oder aus auf dem Stativ?

Bei der Verwendung des Canon EF 600mm f/4 L IS mk3 auf dem Stativ stellt sich immer wieder die Frage, soll der IS deaktiviert werden oder nicht?

Wenn man auf der Canon-Homepage danach sucht dann hat man auf der deutschen Seite ein Statement für aktiviert lassen:

"Bei einigen älteren Objektiven musste die Bildstabilisierung ausgeschaltet werden, wenn die Kamera auf einem Stativ montiert wurde, da das System nicht mit dem Mangel an Bewegung zurechtkam und das Bild im Sucher deshalb wild hin und her sprang. Aber selbst bei Verwendung eines Stativs kann es zu Kamerabewegungen kommen, z. B. durch starken Wind oder bei Superteleobjektiven. Daher kann sich das IS-System auch in solchen Momenten als wertvoll erweisen. Neuere IS-Objektive können erkennen, ob ein Stativ verwendet wird, und deaktivieren dann die Bildstabilisierung bei Bedarf automatisch.


Wenn du ein Einbeinstativ nutzt, solltest du den Bildstabilisator auf jeden Fall aktiviert lassen, da es nicht wahrscheinlich ist, dass du eine solche Vorrichtung absolut ruhig halten kannst."


Auf der englischsprachigen Canon-Support-Webseite zum EF 600mm f/4L IS III USM stehts nicht so eindeutig und manchmal sei es besser den IS abzuschalten:

"Although image stabilization will operate when usinga tripod, depending on the kind of tripod and shooting conditions, sometimes it may be better to turn off the Image Stabilizer.

Although image stabilization will operate when usinga a monopod, depending on the shooting conditions, sometimes the Image Stabilizer may not be fully effective."


Ich halte es so, das ich auf dem Einbeinstativ sowie auf dem Dreibein bei windigem Wetter den IS aktiviert habe, auf dem Dreibein bei stabilem Stand und windstillem Wetter diesen deaktiviere.

 



0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Commenting has been turned off.
bottom of page