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Interview mit Andréas Härry

Text für imScheinwerfer: Daniel Fischer Foto: Andreas Isenegger


Andréas Härry ist ein Schweizer Musicalautor und Produzent. Seit 2006 leitet er zusammen mit Sonja Greber das Le Théâtre in Kriens bei Luzern. Das Theaterhaus hat sich inzwischen einen festen Platz in der Schweizer Musicalwelt erschaffen und kann sich stettig steigender Beliebtheit erfreuen. Daniel Fischer führte mit Andréas Härry ein Interview.


Andréas, wie bist du auf die Idee gekommen in Kriens/Luzern Musicals zu machen?

Die Geschichte fing eigentlich 2002 an, als wir im KKL Luzern «Der Drachenstein» aufgeführt haben, das bekanntlich ein Riesenerfolg wurde. Insgesamt spielten wir damals zwei Jahre, 2002 und 2003, und waren immer ausverkauft. Wir haben dann weitere zwei Jahre Musicals im KKL produziert. Dann teilte uns das KKL mit, sie würden keine Musicals mehr wollen, da diese für sie kommerziell nicht allzu interessant seien. Da haben wir Alternativen gesucht, aber nichts gefunden in Luzern. Alle angebotenen Standorte wären mit vielen Kompromissen verbunden gewesen. Schliesslich kam die Idee, in diesem Gebäude unsere Produktionen aufzuführen, wo wir seit 1972 unser Gasfach- und Eventgeschäft haben.


Du hast also offenbar noch ein Unternehmen nebenbei?

Ja, von den Musicals alleine könnten wir nicht leben. Wir führen noch ein technisches Unternehmen und eine Eventfirma, die Greber circomedia AG. Ausserdem bin ich noch etwas journalistisch und als Texter tätig.


Was machst Du im Eventbereich?

Wir betreuen Anlasse in der ganzen Schweiz. Im Letzigrund Zürich sind wir zum Beispiel seit 1991 bei «Weltklasse Zürich» (Leichtathletik-Meeting) verantwortlich für den Sponsoren- und VIP-Bereich. Solche Events machen unsere Grundlage aus. Hinzu kommen die Anlässe im Le Théãtre. Diese sind immer wichtiger geworden und werfen finanziell auch etwas ab. Le Théãtre lebt stark von den Veranstaltungen zwischen den Musicals, den Firmenevents, Vereinsanlässen, usw.


Du sponserst also indirekt dein Hobby?

Es ist eine Tatsache, dass die Musicals im Le Théãtre eine wichtige Einnahmequelle geworden ist. Aber es sind vor allem die kommerziellen Anlässe, die uns ermöglichen die Musicals überhaupt zu produzieren. Wenn die Kultur eine «schwarze Null» schreibt sind wir glücklich.


Du hast eine sehr spezielle Location, mir gefällt sie ganz gut. Was war deine Grundidee jetzt hier in Kriens, Andréas? Schon bald bist du fünf Jahre hier...

Ja, bald haben wir unser Jubiläum, 2006 haben hat es hier angefangen. Wir haben uns eine Infrastruktur aufgebaut, die flexibel auf die Bedürfnisse von Events aller Art angepasst werden kann und als Bühne für Konzerte, Theater und natürlich Musicals ebenfalls gut funktioniert.


Hättest du das gedacht, dass es ich so entwickeln würde?

Dass wir es mit den aktuellen Zuschauerzahlen einmal zu tun haben werden, hätten wir nie im Leben gedacht. Dieses Jahr kommen übrigens über 1/3 der Gäste von ausserhalb der Zentralschweiz. Wir haben uns langsam ein Image aufgebaut in der Szene. Wir sind die «kleine, feine Bühne». Wenn man uns fragt, was ist euer USP, zitiere ich stets einen Kulturjournalisten der sagte: «Ich habe Evita auf einer Seebühne gesehen und ich war beeindruckt. Ich habe Evita im Le Théãtre gesehen und ich war berührt.» Genau damit müssen wir arbeiten, mit unserer «Kleinheit». Wir können den Leuten die Musicals «um die Ohren schlagen», wie es auf einer grossen Bühne nicht möglich ist. Wir müssen die «menschliche Intensität» in den Vordergrund rücken, wir können nicht mit Technik angeben, wir können auch nicht mit einer riesigen Kulisse oder einem wunderschönen Bühnenhaus beeindrucken. Wir fokussieren uns auf die Kunst unserer Darsteller. Ausserdem haben wir – so meine ich – eine exzellente Band.


Wie sieht es budgetmässig aus? Zurzeit messen sich die grossen Produktionen des Landes im «Goldenen imScheinwerfer»...

Wir sind natürlich in Budgetzahlen und Zuschauern weit unter den grossen Häusern und Seebühnen der Schweiz. Ich kann die genauen Zahlen nicht bekannt geben. Was uns ermöglicht auf diesem professionellen Niveau Musicals zu machen, ist die Tatsache, dass wir sehr günstig produzieren. Wir haben unser technisches Unternehmen im Hintergrund und sind damit nicht auf viele externe Firmen angewiesen, wir können das Meiste im Haus machen. Wir bauen die Bühne, wir haben Licht und Ton im Haus, wir haben Lastwagen für den Transport, wir haben einen technischen Leiter, der quasi alles kann wofür es einen Schraubenzieher braucht, meine Geschäftspartnerin ist Inspizientin, ich sitze am Ton... etc. Und ich bin in Marketing und PR nicht unbefleckt. «Jesus Christ Superstar» hat uns den ersten grossen Schwung gegeben, «Evita» war bekanntlich ausverkauft und jetzt kommt «Grease»: So wie ich das sehe, haben wir hier wieder ein «Presseplus» und auch die Zuschauer scheinen begeistert zu sein.


So wie ich das sehe, würde es ohne dich bzw. – entschuldige bitte den Ausdruck - ohne deine Verrücktheit wahrscheinlich nicht funktionieren?

Verrückt sind wir hier alle ein bisschen, das geben wir auch offen zu. Wir sehen unsere Kollegen im gleichen Alter, welche ein gesichertes Einkommen und ein eher beschauliches Leben haben, aber oft in «Karrierezwängen» sich befinden. Wir haben einen Beruf, der zwar nicht zum grossen, monetären Reichtum führt, aber uns extrem Freude bereitet. Und so fragen wir uns: Was wollen wir eigentlich mehr? Wir haben hier die absolute Freiheit und jeden Abend den Plausch!


Vielen Dank für das nette Gespräch, Andréas. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

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